Öfter Vegetarisch



Hallo zusammen,
„Was essen wir eigentlich täglich? Und unter welchen Gegebenheiten?“ diese Fragen sollte sich jeder einmal stellen. Viele Leute essen mittlerweile oft nur noch nebenher. Der Alltag ist vollgepackt mit Terminen und Arbeit, weshalb die zeitlichen Abstriche oft bei den Mahlzeiten gemacht werden. Da möchte ich mich selber auch gar nicht ausnehmen. Manchmal fühlt es sich fast schon wie ein Luxus an, sich fürs Essen wirklich Zeit zu nehmen oder mal auswärts essen zu gehen. Das ist auch Nelson Müller aufgefallen. Mit seinem Buch „Öfter Vegetarisch“ möchte er seine Leser wieder daran erinnern bewusst zu essen und auch zu überlegen, wo die Lebensmittel dafür herkommen. Auch er versucht „öfter vegetarisch“ zu essen und sich besonders die Fleischgerichte für besondere Anlässe aufzuheben. Er orientiert sich dabei an seiner „80:20-Regel“, nach der auch sein Kochbuch aufgebaut ist. 80 % sind vegetarische oder sogar vegane Rezepte, die in die Kapitel „Ausschlafen und Brunchen“, „Auf die Faust“, „Quick and Dirty“, „Geniessen und Feiern“ und „Anheizen und Losbrutzeln“ aufgeteilt werden. Bei 20 % der Rezepte, in dem Kapitel „Sonntagsbraten“, ist auch Fleisch enthalten. Das Buch ist rezeptorientiert aufgebaut und die Portionsgrößen sehr passend kalkuliert.
Viele der getesteten Rezepte haben mir sehr gut gefallen. Darunter der „Brotsalat mit Oliven, grünen Bohnen und Tomaten“ (der durch die frische Kombination von Gemüse und Melone den Sommer in die Küche holt), die „Gemüsenudeln mit Erdnusscreme“ (die schnell angebraten sind und mit der Erdnusscreme ein sehr wohlschmeckendes, reichhaltiges Gericht ergeben) und der „Laugenburger mit Tofu-Gemüse-Patty“ (der durch eine interessante Kombination von Aromen, Geschmäckern und Konsistenzen überzeugt).
Etwas anpassen könnte man aus meiner Sicht noch die „Pancakes mit Schwarzwälder Quark“. Die Pancakes werden sehr luftig und die Süße ist in Kombination mit dem Sirup individuell anpassbar. Auch die Schokolade im Quark kommt gut zur Geltung, leider aber nicht die getrockneten Kirschen. Dadurch geht leider der „Schwarzwälder-Effekt“ etwas verloren. Um diesen stärker herauszuarbeiten, kann man die Pancakes auch mit etwas Kirschkonfitüre oder Kirschkompott aufpeppen.
Der „Möhrenkuchen mit Orangen-Mascarpone-Creme“ stellt aromatisch eine harmonische Kombination dar, wobei der Kuchen eher kompakter und saftig, als luftig wird. Den verwendeten Orangenlikör in der Mascarpone-Creme kann man (als alkoholfreie Alternative) auch gut durch Orangensaft ersetzen. Nicht ganz nachvollziehen kann ich leider die Verwendung von Süßstoff im Möhrenkuchen. Zum Backen würde ich immer Haushaltszucker, Rohrzucker oder z.B. Kokosblütenzucker verwenden. Ansonsten können die Maillard-Reaktionen während dem Backen nicht so ausgeprägt stattfinden und es werden deutlich weniger karamellige Röstaromen gebildet.
Als nächstes möchte ich etwas zu den „Rosmarinmuffins mit Tomatenbutter“ sagen. Die luftigen Muffins haben mir sehr gut geschmeckt, da sie ein passendes Verhältnis von Rosmarin, getrockneten Tomaten und Parmesan enthalten. Ich kann sie mir auch gut als Snack zum Aperitif vorstellen. Die Tomatenbutter war sehr aromatisch, auf Dauer für mich aber leider zu intensiv v.a. in der Säure. Beim nächsten Nachkochen würde ich erstmal das Tomatenmark weglassen und die Tomatenbutter nur mit den getrockneten Tomaten zubereiten. Bei Bedarf kann man dann das Ganze immernoch durch Tomatenmark ergänzen.
Zuletzt kommt nun mein Feedback zum „Focaccia-Burger mit Tomatenpesto und Mandelcreme“. Auch dieser hat mir aromatisch und geschmacklich sehr gut gefallen. Mein einziger Kritikpunkt liegt darin, dass die Focaccia leider sehr dünn wird und sich deshalb nur schwer zerteilen bzw. als „Sandwichbrot“ verwenden lässt. Man sollte einplanen, den Teig mindestens zwei Stunden lang aufgehen zu lassen, damit man eine schön luftige und ausreichend dicke Krume erhält.
Alles in allem findet man in diesem Kochbuch von Nelson Müller viele schöne vegetarische Rezepte und Rezept-Inspirationen, die mehr Abwechslung in den alltäglichen Speiseplan bringen. Hier und da kann man bei den Rezepten für Backwaren einzelne Sachen anpassen, was sich aber nur auf Kleinigkeiten beläuft. Von mir gibt es tolle 8 von 10 Punkten. Als nächstes möchte ich auf jeden Fall den „gefüllten Kohlrabi mit Pfifferlingragout“ und die „asiatische Nudelpfanne mit Wakame, Shiitake und Pak Choi“ ausprobieren.
Bis zum nächsten Mal,
Eure Ella
Infos zum Buch:
Autor: Nelson Müller
Verlag: Dorling Kindersley Verlag GmbH
ISBN: 978-3-8310-4198-5
