Soul Food



Hallo zusammen,
„Essen zum Glücklichsein“ das verspricht das Kochbuch „Soul Food“ von Katharina Küllmer. Ein Versprechen das verlockend klingt, aber ist es auch umsetzbar? Das Kochbuch ist sehr schön gestaltet, mit stimmungsvollen und schön inszenierten Fotos und
viel Platz für die einzelnen Rezepte. Vor jedem Rezept richtet die Autorin das Wort an die Leser*innen und erklärt das jeweilige Rezept bzw. woher ihre Inspiration dafür stammt. Das vermittelt schon vor der Zubereitung einen guten Eindruck über den Charakter eines jeweiligen Gerichts. Trotz dieser individuellen Ansprachen liegt der Fokus des Buches auf den Rezepten, nicht auf der Autorin welche hier wie eine Erzählerin auftritt, um die Gerichte zu erklären. Dadurch wird direkt ein persönlicher Bezug zu den jeweiligen Speisen vermittelt. Das Kochbuch weist eine klassische Einteilung auf und deckt auch Nischenthemen wie Frühstück und
Vesper/Snacks ab. Nach der Kategorie „Frühstück“ folgen somit „Brote, Snacks, Dips und Cremes“, „Suppen“, „Salate“, „Hauptgerichte“, „Kuchen, Desserts und Raw Bites“ und zuletzt „Smoothies, Getränke und Drinks“. Die Portionsgrößen sind angemessen, bei manchen Gerichten sogar eher reichlich kalkuliert. Das finde ich aber nicht schlimm, Reste kann man
wunderbar einfrieren. Dann kann man das Gericht zu einem späteren Zeitpunkt erneut genießen, ohne sich allzu viel Arbeit im Alltag zu machen.
Die meisten getesteten Rezepte haben mich restlos überzeugt (Crostini mit Ziegenkäse-Bacon-Crumble, Linguine mit Ragu, Marokkanische Kichererbsen-Linsen-Suppe, wärmende Möhren-Ingwer-Suppe). Unter anderem das Aromenspiel in den „Salsa-Tacos mit Pulled Mushrooms“, die perfekte Einfachheit der „Ziegenfrischkäse-Tortellini in Kürbissauce“ und die heimelig, cremigen „Linguine alla Carbonara“ mit überraschenden fruchtigen Akzenten.
Die Idee den „Gurken-Salat“ mit Feta und Kichererbsen aufzupeppen fand ich sehr interessant. Hier war mir die säuerliche Note des Fetas dann allerdings etwas zu viel. Ich würde für das Rezept den Anteil an Kichererbsen erhöhen und dabei die Menge an Feta etwas reduzieren. Auch der „Chocolate Lassi“ war mal etwas Neues. Er ist sehr erfrischend und aromatisch. Die Gewürze vom Pumpkin Spice assoziieren wir zwar mit Herbst und Winter, trotzdem würde ich mich auch an einem sonnigen Nachmittag im Spätsommer darüber freuen. Der einzige kleine Makel ist, dass der Lassi durch den großen Anteil an Schokolade und die Kühlung sehr dickflüssig wird, fast wie eine Creme. Für einen trinkfähigen Lassi sollte man hier also mehr Milch verwenden. Nicht zugesagt hat mir leider der „Schokoladen-Zucchini-Kuchen mit Avocado-Frosting“. Das Frosting wurde in diesem Rezept sehr knapp kalkuliert, sodass es nicht gereicht hat, um den ganzen Kuchen einzustreichen. Weiterhin fand ich das Aroma der Avocado doch sehr deutlich im Frosting. Das kann allerdings auch an der groben Zutatenangabe der Avocadomenge liegen. Bei Obst und Gemüse wäre es aufgrund der starken natürlichen Schwankungen in der Größe sinnvoll, eine Mengenangabe in Gramm zur Orientierung zu ergänzen. Für meinen Geschmack wurde zudem sehr wenig Kakao im Frosting (und auch im Kuchen) eingesetzt, wodurch das Kakaoaroma nicht im Vordergrund stand. Eine möglich Alternative für das Frosting wäre eine Creme auf der Basis von Seidentofu und dunkler Schokolade. Insgesamt sah die kleine Torte zwar schön aus, ergab aber beim Kauen eine sehr kompakte, adhesive (klebrige) Masse, was ich persönlich als eher unangenehm empfand. Der gesamte Kuchen war, trotz der nicht unerheblichen Menge an Kokosblütenzucker, nicht sehr süß. Hier könnte ein Süßungsmittel mit einer höheren Süßkraft wie z. B. Haushaltszucker/Rübenzucker (Saccharose) eingesetzt werden.
Insgesamt gehört das Kochbuch „Soul Food“ zu einem meiner Lieblings-Kochbücher. Es enthält viele Rezepte mit spannender Aromatik, die gut nachzukochen sind. Auch Kombinationen, bei denen man sich zuerst nicht so sicher ist (wie z. B. kandierte Orangenschale in Linguine Carbonara), stellen sich als sehr stimmig heraus und tragen zu einer spannenden, sich ständig ändernden Aromatik bei. Zusätzlich sind scheinbar einfache Gerichte in dem Buch enthalten, die durch die bloße Kombination der Zutaten (z.B. Kürbis und Ziegenfrischkäse) begeistern. Somit hat das Kochbuch für mich seinen Zweck erfüllt, indem es Rezepte für Essen zum Glücklichsein präsentiert. Von mir gibt es starke 8 Punkte.
Bis zum nächsten Mal,
Eure Ella
Infos zum Buch:
Autorin: Katharina Küllmer
Verlag: Edition Michael Fischer
ISBN: 978-3-96093-443-1